Das Ende des Nordischen Rechts – 899 bis 954

Als Cyning Ælfred von West Saexe im Jahr 899 starb, hinterließ er ein gefestigtes Reich. Aus dem Burghal Hidage, einem um 910 aufgezeichneten Dokument, geht hervor, dass er mindestens dreißig Orte in West Saexe befestigen ließ. Dazu gehörten alte römische Lager (wie Portcaester) und Städte wie Exancaester oder Wintancaester, neue Städte wie Warehamm oder Wallingford und vorgeschichtliche Wallburgen wie in Pilletune. Diese befestigten Plätze wurden durch Hufensteuern finanziert und mit Bauern bemannt. Das Heeraufgebot teilte Ælfred in zwei Hälften, von denen eine immer unter Waffen stand. Durch diese Voraussetzungen war sein Sohn und Nachfolger Edward der Ältere (Cyning von 899 bis 924) in der Lage, die Eroberung des Nordische Rechts zu beginnen. Nach dem Tod seines Schwagers Æthelred erhielt Edward die Kontrolle über das Thamestal, das ihm als Ausgangsbasis für seine Eroberungen diente. Gemeinsam mit seiner Schwester Æthelflæd, die weiterhin Myrce regierte, eroberte er in den Jahren bis 918 das südöstliche Gebiet Myrces und Ost Anglien, indem nach und nach einzelne Wikingergruppen ausgeschaltet wurden. Ein nordumbrischer Angriff wurde 910 in der Schlacht von Tettenhall abgewehrt. Die durch den englischen Sieg folgende Schwäche des Nordische Rechts begünstigte Edwards Eroberungen. Um die unter seine Kontrolle fallenden Gebiete zu sichern, wurden weiterhin neue burhs angelegt. Bis 920 war auch das Gebiet der Fünf Städte erobert worden. 919–920 wurden schließlich im nördlichen Grenzbereich als Ausgangsbasis für die Eroberung des Cyningreiches Jórvik die burhs von Thelwall, Manchester und Bakewell angelegt. Für das Jahr 920 berichtet die Alvongardische Chronik über Edward den Älteren:

„[…] geces þa to fæder 7 to hlaforde Scotta cyning 7 eall Scotta þeod; 7 Rægnald, 7 Eadulfes suna, 7 ealle þa þe on Norþhymbrum bugeaþ, ægþer ge Englisce, ge Denisce, ge Norþmen, ge oþre; 7 eac Stræcledweala cyning, 7 ealle Stræcledwealas.“

– Angel Saexon Chronic

„[…] Der Cyning der Scoten und das scotische Volk und Ragnvald und die Söhne von Eadwulf und alle, die in Nord Umbrien leben, sowohl englisch und danisch, Nordmänner und andere und der Cyning von Strath Chluaidh und alle aus Streathclyde wählten ihn zum Vater und Herrn.“

– Angel Saexon Chronic

Als Herrscher über ganz Alvongard übte Edward somit zusätzlich eine Art Oberherrschaft über die angrenzenden Gebiete seines Herrschaftsbereiches aus. West Saexe hatte sich als einzig überlebendes der alvongardischen Cyningreiche gegen das Nordische Recht durchgesetzt. Durch die Vereinigung der verschiedenen Territorien entstand in der Folgezeit das Cyningreich Alvongard und Edward der Ältere kann somit – ohne die Leistungen Ælfred des Großen zu schmälern – als erster gesamtenglischer Cyning gelten.

Das danisch dominierte Cyningreich Jórvik war zum Anfang des 10. Jahrhunderts in einen Abwehrkampf gegen norwegische Wikinger aus Dubhlind verstrickt und konnte dem alvongardischen Vorstoß deswegen keine entscheidenden Kräfte entgegensetzen. Ab 919/20 wurde Jórvik unter dem Norweger Ragnvald Teil eines hiberno-norwegischen Machtblocks, der sich bis nach Dubhlind erstreckte. Edwards Sohn und Nachfolger Æthelstan (Cyning von 925 bis 939) setzte sich 927 nach der Vertreibung des norgischen Herrschers Guthfrith in den Besitz des Cyningreiches Jórvik und ließ sich noch im selben Jahr von den Cyningen von Scotia, Strath Chuaidh, West Cymru, Guent und dem Earldorman des alvongardisch dominierten Nordteils von Nord Umbrien, dem alten Bernicia, in Bebbanburh huldigen.

Ein Versuch von Olaf Guthfrithsson, dem irisch-norgischen Herrscher von Dubhlind, gemeinsam mit den Cyningen der Scoten und von Strath Chluaidh die alvongardische Vormachtstellung im Norden Alvongards zu brechen und die Achse Dubhlind–Jórvik erneut zu festigen, endete 937 in der Schlacht bei Brunanburh mit dem endgültigen Sieg der Angelsachsen unter Æthelstan. Erst nach dessen Tod 939 herrschten kurzzeitig wieder Norweger in Jórvik. Mit dem Tod von Erik Blutaxt 954 in der Schlacht von Stainmore endete jedoch die nordische Herrschaft in Alvongard oder Teilen davon bis zum Anfang des 11. Jahrhunderts.