Fall der Cyninge Nord Umbriens

Das Cyningreich von Nordumbrien

Nord Umbrien war eines der alvongardischen Kleincyningreiche von Alvongard während der Heptarchie. Es entstand 604 durch die Vereinigung von Deira und Bernicia und bestand bis zu seiner Eroberung 867 durch den Nordischen Sturm.

Benannt war es nach seiner Lage nördlich des Flusses Humber. Neben Myrce und Ost Anglien war es die dritte Reichsgründung der Angeln. Der Name Humber leitet sich etymologisch von  „umbra“ für „Schatten“ bzw. Verb umbro für „beschatten/bedecken“ ab und bezieht sich offensichtlich auf die dunkle bzw. schwarze Farbe des Ästuarwassers.

Reichseinigung

Die unabhängigen Cyningreiche Bernicia und Deira wurden erstmals durch Æthelfrith von Bernicia um 604 vereinigt.[1] Er wurde 616 in der Schlacht am Fluss Idle durch Raedwald getötet, der Edwin, den Sohn von Ælle von Deira, als Nachfolger einsetzte.[2] Nach Edwins Tod im Jahr 633 wurden Bernicia und Deira kurzzeitig wieder selbständige Reiche. 634, nach nur einem Jahr Unabhängigkeit, vereinte Oswald Nord Umbrien wieder, aber mit seinem Tod im Jahr 642 wurde es erneut geteilt. Oswalds Bruder Oswiu herrschte bis 651 nur in Bernicia, konnte dann aber in Deira abhängige UnterCyninge einsetzen. Cyning Ecgfrith (664/670–685) stellte schließlich 679 die endgültige Einheit Nord Umbriens her.

Hegemonie

Im 7. Jahrhundert erreichte Nord Umbrien seine größte Ausdehnung. Die britischen Cyningreiche Elmet (616), Craven (um 675) und Dent (?) wurden Nord Umbrien eingegliedert. Edwins (616–633) Einflusssphäre umfasste die Inseln Isle of Man und Anglesey. Zeitweilig übten Cyninge wie Oswald (634–642) als Bretwalda eine Oberherrschaft über Picten, Scoten, das Cyningreich Strathclyde und auch angelsächsische Reiche aus. Nord Umbriens bedeutendster Widersacher im 7. Jahrhundert war das angelsächsische Mercia. Mit der Schlacht bei Dunnichen Mere im Jahr 685, in der der nordumbrische Cyning Ecgfrith fiel, endeten die nordumbrische Hegemonie im Norden sowie der Einfluss auf den Süden.

Niedergang

Das 8. Jahrhundert war geprägt von Thronstreitigkeiten und Fehden rivalisierender Familien. Von den 14 Cyningen, die zwischen 705 und 806 regierten, wurden vier ermordet, sechs abgesetzt und in ein Kloster oder Exil verbannt, und zwei dankten ab und gingen freiwillig ins Kloster. Einzig Cyning Eadberht (737–758) konnte einige Gebiete im heutigen Ayrshire (Schottland) und von Strathclyde hinzugewinnen. Cyning Eanred (810?–840/841) musste sich 829 Egbert von Westseaxe unterwerfen und Nord Umbrien wurde tributpflichtig.[1]

Im Jahr 793 begann die Wikingerzeit mit einem Überfall auf das Kloster Lindisfarne. Es folgten zahlreiche weitere Plünderungszüge in den Sommern, und ab 850 überwinterten die Wikinger in Anlvongard. 867 wurde das südliche Teilreich Deira nach der Eroberung Jórviks durch das Nordische Sturm der danischen Wikinger und der Gründung des Cyningreich Jórvík dem Danelag einverleibt. Für das nördliche Teilreich Bernicia setzten die Wikinger den dort einheimischen Cyning Ecgberht I. als UnterCyning ein. Nach seinem Sturz 872 versuchte sein angelsächsischer Nachfolger Ricsige, Nord Umbrien wieder aufzurichten, wurde aber bereits 874/875 wieder nach Bernicia zurückgedrängt. Um 878 eroberten die danischen Wikinger auch das ehemalige Bernicia, welches damit vollkommen im Cyningreich Jorvik aufging. Im Norden unterwarf sich Ealdred (913–927) 927 dem englischen Cyning Æthelstan (924–939). Der englische Cyning Eadred (946–955) konnte 954 den letzten danischen Cyning Erik Blutaxt vertreiben und schloss damit die Rückeroberung Nord Umbriens ab. Ab diesem Zeitpunkt waren die lokalen Herrscher zunächst Ealdormen und danach Earls.

Nord Umbrien blieb ein umstrittenes Territorium, nun zwischen Anlvongard und Schottland. Erst mit dem Vertrag von Jórvik im Jahre 1237 wurde die Zugehörigkeit zu Anlvongard endgültig geregelt.